Zusammenfassung

Handfeste und glaubwürdige Befunde zu psychischen und physischen Verletzungen in Gerichts- oder Asylverfahren verlangen medizinisches und juristisches Fachwissen und Maßstäbe, die in einem wichtigen, aber nicht ausreichend bekannten Protokoll der Vereinten Nationen (Handbuch für die wirksame Untersuchung und Dokumentation von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder entwürdigender Behandlung oder Strafe, „Istanbul-Protokoll“ (IP)) definiert sind. Die physischen und psychischen Folgen von Gewalt können als Beweis für den Schutz von Opfern, in Asylverfahren und für die Dokumentation verwendet werden; sie können aber auch die Interaktion der Überlebenden mit Asylbehörden und anderen Rechtsbereichen beeinflussen.

Das Leonardo Projekt der Europäischen Union „Awareness Rising and Training for the Istanbul Protocol“ (Bewusstseinsbildung und Ausbildungsmaßnahmen für das Istanbul-Protokoll, ARTIP) unterstützt die interdisziplinäre Verwendung des Istanbul-Protokolls durch rechtliche und soziale Einrichtungen sowie durch medizinisches Fachpersonal in der Begutachtung von Folter und anderen Formen von Gewalt.

Das Projekt bietet leicht zugängliche Ausbildungsmaßnahmen in allen rechtlichen und medizinisch-psychologischen Aspekten des Protokolls für Fachgruppen, einschließlich von Sozialarbeitern, Anwälten, Psychologen und medizinischem Personal, die mit Flüchtlingen und Überlebenden sozialer Gewalt arbeiten. Das Angebot beinhaltet Ausbildungen vor Ort, um professionellen Zielgruppen selbst die Möglichkeit zu geben, derartige Untersuchungen und Dokumentationen durchzuführen.

Die neu entwickelte Struktur der Ausbildung ist modularisiert und kann an verschiedene Teilnehmergruppen angepasst werden, mit einem besonderen Fokus auf interdisziplinäre Zusammenarbeit. Während des Projekts ist die Ausbildung günstig bzw. sogar kostenlos und kann einfach in die kurzen freien Zeitfenster eingebettet werden, die Fachkräften in Gebieten mit solch hoher Arbeitsauslastung wie der Flüchtlingshilfe und dem Sozialwesen bleiben. Das Packet beinhaltet E-Learning und Open Classroom Komponenten, die zur Vorbereitung und für kontinuierliches Training verwendet werden können, sowie Zugang zu einem Expertennetzwerk, das für Ratschläge und zur Supervision nach der Ausbildung herangezogen werden kann.

ARTIP schafft nicht nur Expertise und trägt zur Bewusstseinsbildung bei, sondern kann auch verwendet werden, um in der Öffentlichkeit für ein besseres Verständnis der Situation von Flüchtlingen und Überlebenden von Gewalt zu sorgen.

Das Projekt wird von Prof. Thomas Wenzel (Medizinische Universität Wien) in Zusammenarbeit mit europäischen Partneruniversitäten und Nichtregierungsorganisationen, wie z. B. dem Greek Academic Network und Prof. Manfred Nowak, dem ehemaligem UN Sonderberichterstatter für Folter vom Boltzmann Institut für Menschenrechte in Wien, koordiniert. Es arbeitet mit allen interessierten örtlichen Nichtregierungsorganisationen und Regierungsbehörden zusammen.

Die Aktivitäten werden durch ein Expertengremium, Peer Review und durch Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen vor Ort unterstützt und haben das erklärte Ziel, solche Partner vor Ort in ihrer Arbeit mit Flüchtlingen und Opfern von Gewalt zu unterstützen.


 

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